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Bild mit Wald und Bäumen
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Teil 1: Nachhaltige Forstwirtschaft in Mitteleuropa

27.2.2024

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Bild von Ludmila Schäfer-Griffel

Ludmila Schäfer-Griffel

Bild mit Wald und Bäumen

Wald in Europa

Bedenkt man, dass ursprünglich mehr als drei Viertel der europäischen Landfläche von Waldlandschaften bedeckt waren, klingt der heutige Anteil im Vergleich dazu zunächst wenig: aktuell werden 39% der europäischen Flächen als Wald klassifiziert.

Die langfristige Sicherung und Wiederherstellung unserer Wälder ist unter anderem der Verdienst des Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz, der 1713 den Nachhaltigkeitsbegriff prägte. Erst durch die Anwendung des Nachhaltigkeitsprinzips, nur so viel Holz zu nutzen wie nachwachsen kann, konnte der starken Übernutzung der Wälder seit dem Mittelalter bis hin zu Beginn des 19. Jahrhunderts entgegengewirkt werden. Dadurch vergrößerte sich die Waldfläche in Europa seit 1990 um circa 9% im Gegensatz zum weltweiten Trend der zunehmenden Reduktion.

Inhalt

Lernen Sie mehr über

  • Die Erholung der stark übernutzten Wälder Europas dank Erfindung der Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft

  • Den Zyklus der nachhaltigen Forstwirtschaft: durch Verjüngung, Kulturpflege und Durchforstung sowie die Integration ökologischer Prinzipien wird die langfristige Walddynamik gefördert

  • Über die Vorteile nachhaltiger Waldbewirtschaftung: Rohstoffgewinnung, Biodiversitätserhaltung und Reduktion von CO2-Emissionen für den Klimaschutz.

Bewirtschaftung

Auch wenn die Einführung der nachhaltigen Forstwirtschaft die Entwaldung in Europa aufhalten konnte, fragen sich vielleicht viele im Wald erholungssuchende Menschen, warum der Einsatz von Maschinen und Maßnahmen wie das Entnehmen von Bäumen notwendig für die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder ist. Unter einem Wald stellen sich viele eine dauerhaft dicht bewaldete Fläche vor. Allerdings sind selbst die verbleibenden europäischen Urwaldflächen (2% der Gesamtwaldfläche) keine statischen, sich nicht verändernden Einheiten, sondern vielmehr ein kleinräumiger Flickenteppich verschiedener, sich zyklisch wiederholender Entwicklungsstufen (Sukzessionsstadien) des Entstehens, Wachsens und Vergehens. Dieses Konzept eines natürlichen Mosaik-Zyklus stellt die Grundlage der Bewirtschaftungsmaßnahmen in modernen Wirtschaftswäldern dar. So wachsen die Sämlinge der gewünschten Baumarten zu Bäumen heran bis sie nach einer bestimmten Zeitspanne (Umtriebszeit) gefällt werden und der nächsten Generation Platz machen. Dieser Zyklus wird durch die Forstwirt*innen mit verschiedenen Pflegemaßnahmen begleitet, welche in den vergangenen Jahrzehnten viele Aspekte der natürlichen Waldentwicklungsdynamiken übernommen haben.

Der nachhaltige Bewirtschaftungszyklus

Mit den Herausforderungen des Klimawandels vor Augen war die Notwendigkeit nachhaltiger Waldbewirtschaftung nie so dringend wie heute. Anhand des Lebenszyklus eines Waldbestandes stellen wir einige innovative Methoden und Technologien der nachhaltigen Waldbewirtschaftung vor.

1. Verjüngungsstadium

Anstelle von Pflanzungen nur einer Baumart mit hoher Zuwachsleistung (z.B. Fichte) wird heutzutage die Etablierung von zwei oder mehr standortangepassten und klimarobusten Baumarten auf gleicher Fläche durch Naturverjüngung bevorzugt, aus denen stabile Mischbestände erwachsen (z.B. durch Beimischung von Tanne und Bergahorn zur Fichte). Naturverjüngte Bestände zeichnen sich durch eine höhere Anpassungsfähigkeit aus und entwickeln langfristig heterogene Strukturen, die mehr einem natürlichen Waldbild entsprechen. Gepflanzt wird nur noch, wenn keine vitalen Mutterbäume der gewünschten Baumarten in unmittelbarer Nähe vorhanden sind. Das ist beispielsweise der Fall, wenn die Baumartenzusammensetzung durch klimaresilientere Baumarten erweitert werden soll. In Mitteleuropa wird z.B. in der Verjüngungsphase oft der Waldumbau von den überrepräsentierten Fichtenreinbeständen zu artenreichen Laubmischwäldern eingeleitet. Mittlerweile wird auch öfter die "Plenterwald"-Methode angewandt, die heimische Arten wie Buche, Eiche und Fichte in all ihren Altersstadien in einem einzigen Bestand mischt und so natürliche Waldökosysteme nachahmt.

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2. Kulturpflege

Damit sich die Verjüngung erfolgreich etablieren kann, ist es notwendig, mit Hilfe ökologischer Jagdmethoden standortangepasste Wildbestände zu erreichen. Ein zu großer Wildeinfluss, wie z.B. ein starker Verbiss durch Reh- oder Rotwild, führt zur Entmischung des Bestandes, da manche Baumarten stärker verbissen werden als andere, oder zum Ausfall der Naturverjüngung. Die Verjüngung der vom Wild bevorzugten Baumarten, wie z.B. Weißtannen, kann außerdem durch verschiedene mechanische Schutzmaßnahmen (Zäune, Einzelschutz mit bereits erhältlichen biologisch abbaubaren Wuchshüllen) oder spezielle baumarten- und standortspezifische Pflanzverfahren geschützt werden.Zur Kulturpflege gehört beispielsweise auch das Freischneiden von Aufforstungen, um die Jungpflanzen von der stark wuchernden Bodenvegetation im Sommer zu befreien und damit deren Überleben zu sichern.

3. Durchforstung

Mit zunehmender Reife des Waldes wird die Durchforstung entscheidend, um ein gesundes Wachstum zu fördern. Die Hochdurchforstung, wie sie beispielsweise in den Bayerischen Staatsforsten praktiziert wird, beinhaltet das Entnehmen der weniger guten Bäume in der herrschenden Schicht, um den verbleibenden Bäumen Platz und Ressourcen zu bieten. Außerdem wird in den Durchforstungen darauf geachtet, eine möglichst hohe Heterogenität in den Baumdurchmessern und Baumhöhen zu erzielen. Dies fördert eine optimale Baumentwicklung, reduziert den Wettbewerb und erhöht die allgemeine Vitalität des Waldes.

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4. Biodiversitätserhaltung

Zentral für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung ist die Erhaltung von Hotspots der Biodiversität innerhalb des Waldes. Dafür werden Habitate für bestimmte Tiergruppen durch aktiven Waldbau unterstützt. Beispielsweise bietet die Einrichtung von Totholzinseln oder die Auszeichnung von Habitatbäumen einem breiten Spektrum von Insekten- und Vogelarten gute Lebensbedingungen, um sich zu etablieren und somit ein resilienteres Ökosystem zu bilden. Dies passiert in vielen Forstbetrieben seit Jahrzehnten bereits auf freiwilliger Basis.

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5. Kohlenstoffsenkung

Wälder fungieren als natürliche Kohlenstoffsenken, indem sie Kohlendioxid aus der Atmosphäre durch Photosynthese aufnehmen und es in Pflanzenmaterial und Böden speichern. Durch die Bindung von Kohlenstoff tragen Wälder dazu bei, die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre zu reduzieren. Der Schutz und die Wiederherstellung von Wäldern erhalten nicht nur die Biodiversität, sondern tragen auch zur Minderung des Klimawandels bei, indem sie die Kohlenstoffbindung verbessern. Darüber hinaus spielen gesunde Wälder eine wichtige Rolle bei der Regulierung lokaler und regionaler Klimasysteme. Sie unterstützen den Wasserkreislauf und bieten zahlreiche Ökosystemdienstleistungen, die für das menschliche Wohlergehen unverzichtbar sind.

6. Endnutzung und Regeneration

Am Ende seines Lebenszyklus durchläuft ein Waldbestand die endgültige Ernte und ebnet den Weg für die folgende Verjüngungsphase. Nachhaltige Holzeinschlagspraktiken priorisieren, dort wo möglich, selektiven Holzeinschlag mittels Einzelbaumnutzung. Die Endnutzung zielt darauf ab, die Kontinuität der Waldökosysteme sicherzustellen und den wertvollen Rohstoff Rundholz zu gewinnen. Beim selektiven Holzeinschlag werden gezielt reife Bäume entnommen, während junge und gesunde Exemplare stehen bleiben, um die natürliche Dynamik des Waldes zu erhalten. Um das Waldklima aufrechtzuerhalten und Samen für die Nachfolgegeneration zu produzieren, werden sogenannte Samenbäume auf der Fläche belassen. Nach der Ernte wird die Fläche sorgfältig überwacht, um eine gesunde und vielfältige Naturverjüngung zu fördern und so die Resilienz des neuen Waldes zu stärken. Der Zyklus eines Waldbestandes von der Entstehung bis zur Ernte verkörpert das harmonische Zusammenspiel zwischen menschlichem Eingriff und natürlichen Prozessen. Durch innovative Praktiken, die auf ökologischer Verantwortung beruhen, sind Mitteleuropas Wälder Orte nachhaltiger Rohstoffquellen, Biodiversität und Klimaresilienz. Die europäischen Ökosysteme müssen dafür behutsam gepflegt und geschützt werden, damit sie auch für kommende Generationen erhalten bleiben.

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Ausblick

Lies in unseren nächsten zwei Blogposts der Reihe “Nachhaltige Forstwirtschaft in Europa” welchen Herausforderungen und Risiken die europäischen Wälder ausgesetzt sind und wie Tree.lys Klimaschutzprojekte gezielt Forstbesitzer unterstützen, resiliente Wälder zu etablieren und zu erhalten.