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Bild von Wald in der Druchforstung
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Teil 2: Die Herausforderungen der europäischen Forstwirtschaft

25.3.2024

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Bild von Marie Woida

Marie Woida

Bild von Wald in der Druchforstung

Im ersten Teil dieser Blogpostreihe wurde bereits beschrieben, dass lediglich 2 % Urwald in Europa verbleiben. Der Rest wurde im Laufe der Jahrhunderte durch den Menschen beeinflusst. Viele Waldflächen sind naturfern bestockt und leiden aufgrund geringer Stabilität und Resilienz immer wieder unter den Folgen des Klimawandels. Standortfremde Reinbestände mit übermäßig hohen Wilddichten sind gegenüber Schadereignissen besonders anfällig und erfordern sehr hohe Investitionen der Waldbesitzer, um in naturnahe Wälder umgewandelt zu werden. In diesem Blogpost werden die Herausforderungen und Risiken der europäischen Wälder näher betrachtet.

Lernen Sie mehr über:

  • Die Probleme rund um standortfremde Reinbestände, hohe Wilddichten und häufiger auftretende Schadereignisse

  • Die anspruchsvolle Lage der europäischen Waldbesitzer

  • Die Notwendigkeit der Monetarisierung von Ökosystemleistungen mit der Hilfe von Tree.ly

Standortsfremde Bestände

Jede Wurzelpflanze hat einen gewissen Toleranzbereich gegenüber dem Klima und dem Boden. Beispielsweise ist der natürliche Wuchsbereich von Nadelbäumen, insbesondere der Fichte, in Mitteleuropa auf höheren Lagen und nährstoffärmeren Standorten ¹. Andere nährstoffreichere Standorte in niedrigen Lagen werden dagegen überwiegend von Laubbäumen eingenommen. Werden Baumarten auf Standorte gepflanzt, die nicht ihrem natürlichen Lebensraum entsprechen, wird von „standortfremd“ gesprochen ².

Das europäische Waldbild wurde in den letzten Jahrhunderten von den Menschen verändert. Laut der Universität Wien ist jeder Quadratmeter Wald in Österreich von Menschen beeinflusst ³. Um ihren Holzbedarf zu decken, pflanzen die Menschen seit jeher Bäume, die schnell wachsen, gute Verarbeitbarkeit aufweisen und einfach zu pflegen sind. Dies sind vor allem Nadelbäume wie die Fichte. In den letzten Jahrhunderten erfolgte auf vielen Waldflächen eine Aufforstung von standortfremden Baumarten – vorrangig Nadelbäume ⁴. Aufgrund der hervorragenden Verarbeitungseigenschaften und vielseitigen Einsatzmöglichkeiten ist die Fichte die wichtigste Baumart in Europa. Gleichzeitig bergen die großflächigen sekundären Standorte der Fichte, meist in Monokultur gepflanzt, viele Risiken ⁵. Diese wurden während der Extremwetterereignisse der letzten Jahre deutlich, beispielsweise ist die Fichte als typische flachwurzelnde Baumart des Gebirges auf wechselfeuchten Standorten stark windwurf gefährdet und leidet auf vielen anderen Standorten des Tieflandes unter Trockenstress ⁶.

Geringe Artenvielfalt

Wälder, die nur aus einer Baumart bestehen, werden als „Reinbestände“ bezeichnet und gelten als besonders homogen. Die gleichaltrigen Bäume einer Art stehen meistens nicht nur in Reihen, sondern weisen auch eine Einschichtigkeit auf, wobei sich dabei alle Baumkronen auf der gleichen Höhe befinden. Fehlen die Mittel- und Unterschicht, sowie stehendes und liegendes Totholz, stellt sich ein Waldinnenklima ein, welches den Lebensraum für diverse Arten und damit die Biodiversität stark begrenzt ⁷. Mehrschichtige Bestände sind vor allem für diverse Vogelarten von enormer Bedeutung, diese wirken in vielen heimischen Ökosystemen als Schlüsselarten ⁸. Beispielsweise schaffen die diversen Spechtarten durch den Bau von Bruthöhlen Lebensräume, welche in weiterer Folge von anderen Tier- und Pflanzenarten genutzt werden können ⁹.

In standortfremden Nadelwäldern führt die Nadelstreu zu einer Versauerung des Bodens, da die Nadeln nur schwer und über einen längeren Zeitraum zersetzt werden ¹⁰. In Kombination mit plötzlich starkem Lichteinfall, beispielsweise nach einer großflächigen Nutzung, kann dies zu einer starken Vergrasung des Waldbodens führen. Samen, die von außen durch den Wind oder Tiere eingebracht werden, kommen durch den dicken Grasteppich nur selten zur Keimung. Die Entwicklung der Waldfläche hin zu einem Mischbestand wird dadurch beeinträchtigt ¹¹.

Zu hohe Wilddichte

Die aktive und natürliche Durchmischung der Wälder wird vielerorts von hohen Schalenwildbeständen erschwert ¹² ¹³. Aufgrund des schwindenden Lebensraumes und der zunehmenden Beunruhigung durch menschlichen Einfluss sucht das Wild Zuflucht im Wald. Beispielsweise ist das natürliche Habitat des Rotwildes das offene Freiland in der Nähe des Waldes. Jedoch muss es aufgrund der hohen und steigenden Landnutzung immer häufiger in den Wald ziehen und verursacht dort Schäden ¹⁴. Das Nahrungsangebot ist in den Sommermonaten angesichts der großflächigen Verfügbarkeit von energiereichen Agrarpflanzen besonders hoch. Dadurch kann die Populationszahl des Schalenwildes ansteigen ¹². Im Winter sind die Felder jedoch abgeerntet und das Wild muss Nahrung und Unterschlupf in den nahegelegenen Waldbeständen suchen. Dabei werden die jungen, natürlich oder aktiv eingebrachten Triebe von Mischbaumarten bevorzugt verbissen und die Rinde von Stangen- bzw. jungem Baumholz besonders gern geschält. In vielen Waldgebieten wäre eine natürliche Entwicklung zu Mischbeständen durch Sameneinflug selbst in Reinbeständen möglich. Infolge von hohen Wilddichten werden die Keimlinge hingegen direkt verbissen, so dass keine neue Waldgeneration heranwachsen kann ¹³.

Schadereignisse

Waldbestände können ohne eine gewisse Artenvielfalt und Altersstruktur instabil werden. Sobald beispielsweise Dürren oder Stürme auftreten, wird die Abwehrkraft des Bestandes auf die Probe gestellt. Leidet der Waldbestand ohnehin unter Trockenstress oder unter einem vorherigen Schadereignis, können bereits geschwäche Individuen von Schädlingen wie Käfer oder Falter leichter befallen werden. Die gleichaltrigen Reinbestände bieten hierbei die beste Lebensgrundlage für Schädlinge, die bestimmte Baumarten, bestimmten Alters, in großer Anzahl präferieren ¹⁵. Infolgedessen und durch steigende Temperaturen kann es oftmals zu Massenvermehrungen und Ausfällen von ganzen Waldbeständen kommen ¹⁶.

In einer Kulturlandschaft, wie bspw. Europa, muss bei solchen Schadereignissen von Seiten der Waldbesitzer:innen gehandelt und eine gute Waldpflege betrieben werden. Wird das Schadholz nicht entrindet oder durch Aufarbeitung aus dem Wald transportiert, können anliegende Waldbestände zusätzlich befallen werden ¹⁵ ¹⁶. Eine schnelle und effiziente Schadholzaufbereitung erfordert jedoch eine gute Wald Infrastruktur ¹⁷. Aufgrund von erschwerten topografischen Gegebenheiten und fehlenden finanziellen Mitteln können Waldbesitzer:innen oftmals nicht in vollem Umfang aktiv werden.

Waldbesitzer:innen unter Druck

Die Waldbesitzer:innen stehen heutzutage einer großen Herausforderung gegenüber. Aufgrund des Klimawandels häufen sich die Umweltextreme und die Waldbestände sind zunehmend bedroht. Die standortfremden Reinbestände mit geringer Artenvielfalt und schädigenden Wildeinfluss sind anfällig gegenüber Schadereignissen und bedeuten ein hohes Risiko für die Waldbesitzer:innen. Aus diesem Grund müssen die Wälder aktiv in standortangepasste Bestände umgewandelt werden. Dies erfordert hohe Investitionen in teureres Pflanzgut, in die Pflege des Waldbestandes, Wildmanagement, Verbissschutz, aber auch Arbeitszeit - um nur einige Beispiele zu nennen.

Gleichzeitig decken diese Reinbestände den gesellschaftlichen bedarf an Nadelholz und sichern damit das Einkommen vieler Waldbesitzer:innen. Durch den Wechsel von Nadel- zu Laubholz sind die zukünftigen Einkünfte der Betriebe ungewiss. Die holzverarbeitende Industrie ist auf Nadelholz angewiesen und Laubholz kann bisher noch keinen vollständigen Ersatz bieten ¹⁸. Selbst wenn sich Waldbesitzer:innen trotz der ungewissen Zukunft des Betriebes entscheiden, den Wald aktiv in einen Mischbestand umzuwandeln, fehlt es an den notwendigen finanziellen Mitteln.

Zusätzlich zu dieser Zwangslage sind die Waldbesitzer:innen zunehmend einer gesellschaftlichen Diskussion ausgesetzt. Einerseits will die Gesellschaft schöne, naturnahe und möglichst unberührte Wälder besuchen. Andererseits steigt die Nachfrage nach nachhaltigen Holzprodukten. Die Herausforderungen im Wald steigen somit nicht nur mit dem Voranschreiten des Klimawandels. Optimalerweise lassen sich alle Waldfunktionen (Nutzungs-, Erholungs-, Wohlfahrts- und Schutzfunktion) auf einer Fläche verbinden. Dafür werden jedoch zusätzliche Einnahmen neben der klassischen Holzernte benötigt.

Tree.ly ermöglicht die Monetarisierung der Ökosystemdienstleitungen der Wälder und unterstützt Waldbesitzer:innen mit zusätzlichen Einnahmen, welche wiederum vertraglich verpflichtend in den Wald zu reinvestieren sind. Zusätzlich fördert Tree.ly das Verständnis vonseiten der Öffentlichkeit für eine aktive und nachhaltige Waldbewirtschaftung. Nähere Informationen zu unseren Projekten finden Sie in unserem [Portfolio](https://tree.ly/de/portfolio).

Quellen: alle öffentlich zugänglich.

  • 1: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (Link, 25.03.2024)

  • 2: PEFC Schweiz 2020 (Link, 25.03.2024)

  • 3: Theresa Dirtl 2011 (Link, 25.03.2024)

  • 4: Wissenschaftlicher Beirat für Waldpolitik 2021 (Link, 25.03.2024)

  • 5: NABU (Link, 25.03.2024)

  • 6: Bundesforschungszentrum für Wald 2013 (Link, 25.03.2024)

  • 7: Oliver Granke (Link, 25.03.2024)

  • 8: Susanne Winter Et al. (Link, 25.03.2024)

  • 9: Bayerische Landesanstalt

  • für Wald und Forstwirtschaft (Link, 25.03.2024)

  • 10: Amt der Oö. Landesregierung (Link, 25.03.2024)

  • 11: Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (Link, 25.03.2024)

  • 12: NABU (Link, 25.03.2024)

  • 13: Göttinger Forstwissenschaften (Link, 25.03.2024)

  • 14: Deutsche Wildtier Stiftung (Link, 25.03.2024)

  • 15: Eidg. Forschungsanstalt WSL (Link, 25.03.2024)

  • 16: Österreichisches Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung (Link, 25.03.2024)

  • 17: Amt der Oö. Landesregierung (Link, 25.03.2024)

  • 18: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (Link, 25.03.2024)