Waldkohlenstoffmanagement: Grundsätze für den Verkauf von CO₂ Gutschriften
21.9.2022
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Marie Woida
Die Landwirtschaftskammer Österreich hat das Positionspapier zum Kohlenstoffmanagement im Wald mit den Grundsätzen zum Verkauf von CO₂-Gutschriften fertiggestellt. Neben einigen Formulierungsänderungen wurde in dieser finalen Version die Zweckwidmung der Erträge vernachlässigt. Die Reinvestition der erzielten Gewinne aus dem Verkauf von CO₂-Gutschriften in waldbauliche Maßnahmen ist somit kein Grundsatz mehr. Das finale Dokument ist hier zu finden:
Download: Positionspapier der Landwirtschaftskammer Österreich
Kohlenstoffmanagement im Wald
Als eine der größten Herausforderung der nächsten Jahrzehnte bestimmt die Klimakrise unsere Zeit. Das Ziel der Europäischen Union ist es, bis 2050 keine Netto-Treibhausgasemissionen mehr freizusetzen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Verwendung von fossilen Rohstoffen umgehend zu reduzieren und unvermeidbare CO₂-Emissionen in Senken zu kompensieren. Bei dieser Entwicklung gewinnen biogene Klimaschutzprojekte zunehmend an Bedeutung.
Im Zuge der Verordnung „Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft (LULUCF)“ oder die Taxonomie-Verordnung rücken die Land- und Forstwirtschaft immer weiter in den Fokus der Kohlenstoffspeicherung. Infolgedessen hat die Landwirtschaftskammer Österreich eine Reihe von Grundsätzen für den Verkauf von CO₂-Gutschriften formuliert.
Allgemeine Grundsätze
Vorrangig ist der Ausstieg aus den fossilen Rohstoffen und die Steigerung der Rohstoff- und Energieeffizienz. Dabei ist bedeutend, dass die CO₂-Kompensation mit einer CO₂-Einsparung einhergeht. Das Vermeiden von Emissionen erfolgt vor der Reduzierung und Kompensierung. Die kompensierenden Unternehmen sollten daher ein Reduktionsplan für fossile CO₂-Emissionen nachweisen. Außerdem ist eine solide Geschäftspraktik, durch beispielsweise Messbarkeit, keine Doppelrechnung sowie Transparenz, einzuhalten. Letzteres kann durch eine Dokumentation in einem öffentlich einsehbaren Register gewährleitet werden.
Grundsätzlich ist die Kohlenstoffspeicherung in Biomasse eine Klimaschutz-Dienstleistung. Laut der Europäischen Union sollen Landbewirtschafter CO₂-Gutschriften ebenso wie ihre traditionellen Produkte verkaufen. Dieser Handel erfolgt freiwillig zwischen zwei Vertragspartnern, als solcher kann auch der Staat fungieren. Dabei werden gezielt Gutschriften gehandelt, dieser Handel grenzt sich von dem Emission-Zertifikat-Bereich ab.
Die Vertragslaufzeit zwischen den beiden Partnern sollte zwischen 20 und 30 Jahren betragen, somit wird der zukünftigen Generation eine Unabhängigkeit garantiert. Bezüglich der Vergütung der Klimaschutz-Dienstleistungen erfolgen marktwirtschaftliche Mechanismen. Besonders wichtig ist dabei, dass keine Doppelzählungen erfolgen, daher begrenzt sich der Handel bisher auf die Staatsgrenzen.
Eine akkreditierte Zertifizierung ist hierbei eine bedeutende Voraussetzung. Diese soll beispielsweise auch kleinen Strukturen eine Teilnahme ermöglichen. In Europa eignen sich dafür die Normenreihe ISO 14064-1 bis 3. Außerhalb Europas haben sich vor allem GOLD-Standard und VERRA etabliert.
Spezielle Aspekte der Waldwirtschaft
Die Bisherige Vermarktung von im Holz gebundenen Kohlenstoff begrenzt sich auf Säge-, Industrie oder Energieholzsortimenten. Als zusätzliches Produkt eröffnen CO₂-Gutschriften neue Möglichkeiten für die Forstwirtschaft.
Im Kohlenstoffmanagement der Waldwirtschaft wird bisher ausschließlich der Holzvorrat betrachtet. Dieser ist im Vergleich zum Kohlenstoff im Waldboden leicht zu messen und lässt sich schneller entwickeln. Der Holzvorrat wird gesetzlich reguliert, somit wird eine drastische Entwaldung verhindert und die Funktionen des Waldes gesichert. Es kann eine Baseline festgelegt werden, ab der ein bewusster Nutzungsverzicht eine Klimaschutz-Dienstleistung darstellt.
Die langfristige Speicherwirkung des Waldes sollte zudem abgesichert sein. Im Zuge der Klimakrise steigt das Kalamitätsrisiko für die Waldbestände signifikant an. Eine höhere Zahl der Beteiligten und somit der Flächengröße verringert das Risiko. Jährliche Zahlungen können im Kalamitätsfall sofort gestoppt werden und es ist möglich Reserven für einen solchen Fall zu schaffen.
Die CO₂-Produkte der Forstwirtschaft sind der Vorratsaufbau und das Vorratserhalten, die Wiedervernässung von Mooren sowie das Bauen mit Holz. Bezüglich des Holzvorrates sollte es auch Betrieben möglich sein, am Handel teilzunehmen, die in den letzten Jahren einen hohen Vorrat aufgebaut haben und jetzt vor der Verjüngungsphase stehen. Außerdem ist die Teilnahme an Holzzertifizierungssystemen zu berücksichtigen und kann den Wert von Gutschriften erhöhen.
Grundsätzliche Unterschiede zur Landwirtschaft
Im Gegensatz zur Forstwirtschaft, wo der Fokus auf der oberirdischen Biomasse liegt, wird bei der Landwirtschaft der Humusaufbau im Boden betrachtet. Ebenfalls gibt es in der Forstwirtschaft kaum Ansätze zur stärkeren Kohlenstoffbindung. Wogegen in der Landwirtschaft bereits in Rahmen des ÖPUL gezielte Maßnahmen existieren.
Lesen Sie hier das gesamte Dokument der Arbeitsgruppe "Kohlenstoffmanagement im Wald" der Landwirtschaftskammer Österreich, der auch der CEO von Tree.ly, Jodok Batlogg, angehört.
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